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Luzerner Fasnacht Chronologie über die Entstehung und Entwicklung der Luzerner Fasnacht unter besonderer Berücksichtigung der Uralten Zunft zu Safran und der 1819 gegründeten Maskenliebhaber-Gesellschaft der Stadt Luzern - Autor der Chronologie: Erwin Cuoni | |
57 Johr Moggetätscher Lozärn 1966-2023 | ||
Im Jahre des Herrn, 1966, wurde Luzern während eines heissen und schweisstreibenden Sommers gar grauslich von einer Mückenplage heimgesucht. Mit herkömmlichen und unüblichen Mitteln wurde versucht, diesem stechenden Geschwader den Meister zu zeigen. Überall in den Badanstalten wurde gesprayt, geschmiert, geschluckt und umhergeschlagen. So auch bei einer Gruppe junger Leute, die sich in der damaligen Badi, die heute Ufschötti heisst, verlustierten. Einer davon hatte einen sogenannten "Flügetätscher" bei sich, um den vermaledeiten Viechern den Garaus zu machen. So ergab das Eine, nämlich die Diskussion über die Gründung einer Guuggemusig, bald das Andere, die sich daraus ergebende Suche nach einem passenden Namen: die Moggetätscher waren geboren. Die ersten Jahre gebärdeten sich die zirka 50 Moggetätscher wie viele andere dieser Spezies. Man belebte die männerlastige Luzerner Fasnacht schränzend, Pauke schlagend, Schällebaum schüttelnd, in wallenden Kleidern, mit grossen Grinden und sogar im Gleichschritt marsch, was gar vorfasnächtliche Marschproben (!) erforderte. In dieser Anfangszeit zeigte sich die Gruppe mit aufwändigen Sujets auch an den Luzerner Fasnachtsumzügen, später auch ausserkantonal in Bellinzona, Bulle, Payerne, ja gar in Lyon. Mit den Jahren und der wundersamen Vermehrung von immer mehr Guuggenmusigen setzte das Abwerben von guten Bläsern ein. Nicht gerade ein Ruhmesblatt der Luzerner Fasnacht. Dies ging einher mit immer mehr Vorschriften, Regeln für das Auftreten auf Gassen und Strassen sowie in Beizen. All diese Gründe bewogen uns ab 1976 neue Wege zu beschreiten. Strassentheater mit Maskenspiel, aber zunächst immer noch mit Instrumenten war angesagt. Dies bewirkte eine erste Zäsur, was bedeutete, dass in den folgenden Jahren das Theatralische immer mehr Gewicht hatte. Es war aber auch eine Zeit, in der wir Moggetätscher noch recht viel Platz für unsere Strassentheater-Aufführungen hatten, da diese Art, die Fasnacht zu beleben, noch nicht allzu verbreitet war. Wer mag sich noch daran erinnern, wie wir als Zigeunergruppe Wagen mitführten, in denen sogar lebende Hühner gackerten. Oder wie wir aufgrund des damaligen Beizensterbens kurzerhand eine fahrbare Beiz mit vollständigem Inventar mitschleppten. Nicht zur Freude einiger Altstadtwirte schenkten wir auch |
Hochprozentiges aus, kochten Suppen und Risotti, notabene immer mit Maske, und diverse Guuggenmusigen statteten uns musikalische Besuche ab. Dann gabs unter anderen noch den skurrilen Markt mit einem Karrusell und den bäuerlichen Alpabzug, für den wir eine richtig heimelige und fahrbare Kafi-Träsch-Hütte bauten. Um diese Hütte herumzukarren, montierten wir während der Fasnachtstage gefühlte 12mal neue Räder! 1983 folgte eine weitere interne Trennung, welche bedeutete, dass auf der einen Seite nur noch die Musikwilligen, auf der anderen die Theaterfreudig en standen. Grosszügigerweise überliessen die Musikanten dem nur noch kleinen Rest den Namen Moggetätscher und ein paar Zerquetschte aus der fast leeren Vermögensschatulle. Wir Theaterfreudigen versuchten uns dann mit mehr oder weniger geglückten Sujets weiter auf Luzerner Plätzen und Gassen zu präsentieren. Leider wurde auch diese Art, Fasnacht zu kreieren "dank" immer noch mehr Fasnachtsgruppen wortwörtlich in die Ecke gedrängt, was uns veranlasste, etwas Neues auszuloten. Im Sommer 1985 fiel uns dann anlässlich eines Stadtspaziergangs das Flachdach des Stadtkellers auf und wir beschlossen, nachdem uns Walti Vollmeier seine Einwilligung gab, unser Fasnachtstheater in luftiger Höhe zu präsentieren. 1986 dann ging schliesslich unsere erste Produktion über die Stadtkellerdachbühne. Mit damals noch 12 Mitgliedern bauten wir ein mittelalterliches Glockenspiel mit einer Drehbühne auf und traten ab Tagwache bis Mitternacht jede volle Stunde auf. Mehr als einmal mussten wir das angefangene Bier und das warme Essen in einer Beiz vorübergehend stehen lassen, dann Hals über Kopf aufs Stadtkellerdach sprinten, damit unsere Aufführung – meist pünktlich – begann. Danach gings zurück zum warmen Bier und zum kalten Essen. Mit jedem der folgenden Jahre wurden unsere Sujets breiter, höher, aufwändiger, spektakulärer, manchmal mit einer Spur Gesellschaftskritik, ab und an mit Seitenhieben an Politik und Klerus. Die Mitgliederzahl wuchs von Jahr zu Jahr und wir fühlten uns durch die grandiose Unterstützung durch das ganze Stadtkellerteam, angeführt von Walti Vollmeier, Alois Werkstatt wähnen. Apropos wähnen. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle die namhafte Unterstützung sein, die wir |
2001 von der Albert-Köchlin-Stiftung für unseren Beitrag zur Belebung der Luzerner Fasnacht zugesprochen bekamen. Auch das Wirken ausserhalb der Fasnacht, zum Beispiel für die Szene Emmen mit dem „Mais im Maisfeld“ gehörte zu den Höhepunkten unseres Wirkens. Dazu zählen auch Aktivitäten wie die legendären Metzgeten, an denen wir u. a. im Restaurant Pilatus und im Wirtshaus Schmiede selber wirteten, kochten, servierten und allerlei Unterhaltendes zum Besten gaben, wie die unzähligen Velotouren (ab und an ohne Untersätze) und die Grillfeste zusammen mit der Gruppe Domus. In all dieser Zeit hat sich der Zusammenhang in unserer Gruppe Jahr für Jahr gefestigt. Das vorwiegend familiäre Spektrum von Frau/Mann reicht von Jugendlichen im Alter von 14 bis 30, über eine stattliche Zahl Mittelalterlicher bis zu den Altertum-Vertretern zwischen 60 und 70 Jahren. Es scheint fast, als dass das Spielfieber vererbbar sein muss, weshalb sich auch die Maskengruppe, die Bühnenbauer, die Utensilienhersteller, die Bürokraten, die Tonmeister und Drehbuchschreiber so perfekt ergänzen und deshalb Jahr für Jahr ein weiteres Theaterspektakel auf die Stadtkellerdachbühne zaubern. Was wir auch als spezielle Wertschätzung empfinden, ist der schon seit mehreren Jahren zelebrierte Besuch inklusive Salutschiessen des aktuellen Fritschivaters samt seinem Gefolge bei uns auf der Bühne und unten auf dem Sternenplatz jeweils am Schmutzigen Donnerstagmorgen. Nach nun 30 unfallfreien Jahren und mit vielen ganz tollen und unvergesslichen Sujets – Kino, Ozeandampfer, Himmel/Hölle, La Vita e bella, Postauto, Jodelfest, Bonanza, Lebertran und Kaiserschmarren, s Huebers, Je suis modulable, um nur ein paar wenige aufzuzählen – steht nun, mit inzwischen 35 Mitgliedern, ein Doppeljubiläumsauftritt an: 53 Jahre Moggetätscher und 33 Jahre Fasnachtstheater mit Maskenspiel auf dem Stadtkellerdach. Am Schmudo, 28. Februar heisst es wieder "Bühne frei" für die Moggetätscher Lozärn. Das Sujet wird natürlich noch nicht preisgegeben. mm. Ein lustvolles Betrachten unserer Sujets auf dem Stadtkellerdach gibt es auf unserer Homepage www.moggetaetscher.ch |